FTTH, FTTB, FTTC…
Wer sich mit schnellem Internet beschäftigt, stolpert zwangsläufig früher oder später über eine Buchstabensuppe aus Begriffen wie FTTH, FTTB oder FTTC. Für viele klingen diese Kürzel nach Behördenlatein oder komplizierter Technik. Dabei entscheidet genau dieser kleine Unterschied darüber, ob Ihr Internetanschluss wirklich zukunftssicher ist – oder ob das Datenpaket unterwegs doch noch eine Ehrenrunde über ein altes Kupferkabel dreht. Zeit, die Begriffe verständlich auseinanderzunehmen. Ohne Marketing-Floskeln, dafür mit ehrlichen Fakten.
Das „FTT“ steht für „Fiber to the…“
Die Abkürzung FTT steht für „Fiber to the…“, also Glasfaser bis zu einem bestimmten Punkt. Entscheidend ist, bis wohin das Glasfaserkabel tatsächlich geführt wird – denn das beeinflusst die Geschwindigkeit, Stabilität und Zukunftsfähigkeit Ihres Anschlusses massiv. Schauen wir uns die drei gängigsten Varianten genauer an:
FTTC – Fiber to the Curb (Glasfaser bis zum Bordstein)
Beim FTTC-Ausbau wird die Glasfaserleitung bis zum nächsten Verteilerkasten am Straßenrand oder in der Nähe Ihres Hauses geführt. Ab dort übernehmen klassische Kupferleitungen – meistens die guten alten Telefonkabel – den Rest der Strecke bis ins Haus.
Vorteile:
- Schneller und kostengünstiger Ausbau möglich
- Meistens höhere Bandbreiten als reines DSL
Nachteile:
- Letztes Stück Kupfer begrenzt die maximale Geschwindigkeit
- Signalverlust auf der Strecke vom Verteiler zum Haus
- Abhängig von der Entfernung zum Verteiler – je weiter weg, desto langsamer
FTTC ist oft ein erster Schritt zum Glasfaserausbau, aber keine echte Zukunftstechnologie. Für Streaming, Homeoffice oder Smart-Home reicht es derzeit noch – perspektivisch wird es schnell zu langsam.
FTTB – Fiber to the Building (Glasfaser bis ins Gebäude)
Bei FTTB wird das Glasfaserkabel bis ins Haus oder Mehrfamilienhaus verlegt – in der Regel in den Keller oder Technikraum. Innerhalb des Gebäudes übernehmen dann bestehende Kupferleitungen (meist Koaxial- oder Telefonleitungen) die Datenübertragung zu den einzelnen Wohneinheiten.
Vorteile:
- Höhere Geschwindigkeiten als FTTC
- Stabile Verbindung bis ins Haus
- Weniger signalmindernde Kupferstrecke
Nachteile:
- Innerhalb des Hauses weiterhin Kupfer – Geschwindigkeit hängt von der Qualität der Hausverkabelung ab
- Kein vollständiges Potenzial der Glasfaser nutzbar
FTTB ist ein sinnvolles Zwischenmodell, besonders für größere Gebäude. Für echte Gigabit-Geschwindigkeiten muss aber oft die Hausverkabelung ebenfalls modernisiert werden.
FTTH – Fiber to the Home (Glasfaser bis in die Wohnung)
FTTH ist die Königsklasse. Die Glasfaser wird hier direkt bis in die Wohnung oder das Büro gelegt – ohne Umwege, ohne Kupfer, ohne Kompromisse. Das bedeutet: Die gesamte Strecke, vom Verteiler bis zur Glasfaseranschlussdose in der Wohnung, besteht aus leistungsfähiger Glasfaser.
Vorteile:
- Maximale Geschwindigkeit (aktuell bis 1 Gbit/s, perspektivisch deutlich mehr)
- Stabile, verlustfreie Verbindung unabhängig von der Entfernung zum Verteiler
- Zukunftssicher – Glasfaser muss nur einmal verlegt werden
- Symmetrische Bandbreiten möglich (gleich schneller Upload und Download)
Nachteile:
- Aufwändiger und teurer in der Erstinstallation
- Je nach Region noch nicht flächendeckend verfügbar
FTTH ist die einzige echte Glasfaserlösung bis zur Wohnung – technisch gesehen konkurrenzlos, allerdings noch nicht überall realisiert.
Warum diese Unterschiede so wichtig sind
Auf den ersten Blick mögen alle drei Varianten nach „Glasfaser“ klingen – doch nur bei FTTH kommt die volle Leistung wirklich bei Ihnen an. Man kann es sich so vorstellen:
FTTC – Glasfaser bis zur Straße – Rest über Feldweg Besser als nichts, aber mit Bremse
FTTB – Glasfaser bis zum Haus – Rest durchs Treppenhaus auf alten Leitungen Schon gut, aber nicht perfekt
FTTH – Glasfaser bis ins Wohnzimmer Schnell, stabil, zukunftsfähig
Gerade bei datenintensiven Anwendungen wie Videostreaming, Homeoffice, Gaming oder dem Smart Home spüren Sie den Unterschied deutlich. Dazu kommt: Nur FTTH ist auf lange Sicht wirklich vorbereitet auf den steigenden Bandbreitenbedarf der nächsten Jahrzehnte.
Vielleicht fragen Sie sich: Kommt nach Glasfaser noch was? Die Antwort lautet: Nicht so schnell. Die Übertragung per Licht in Glasfasern gilt als nahezu perfekte Technologie für hohe Bandbreiten. Bereits jetzt erreichen Laborversuche über Glasfaser Datenraten im Terabit-Bereich. Anders gesagt: Mit Glasfaser sind wir technologisch erst ganz am Anfang der Möglichkeiten. Genau hinschauen lohnt sich also.
Die Begriffe FTTC, FTTB und FTTH sind mehr als nur technische Details – sie entscheiden darüber, wie leistungsfähig Ihr Internetanschluss heute ist und wie zukunftssicher er morgen sein wird. Wer die Wahl hat, sollte sich möglichst für FTTH entscheiden. Wo das noch nicht verfügbar ist, ist FTTB eine gute Zwischenlösung – aber FTTC bleibt oft nur ein Kompromiss.
Denn eines ist sicher: Die Datenströme von morgen brauchen die Infrastruktur von heute. Und die heißt – wenn es richtig gemacht wird – Glasfaser bis direkt in die eigenen vier Wände.